Bert Breit
1927–2004
Geboren am 25. Juli 1927. Volksschule und Gymnasium in Innsbruck. Mit 17 Jahren, kurz vor der Befreiung, politische Haft wegen Mitgliedschaft bei der Widerstandsgruppe Franz Mair.
Nach der Befreiung 1945 Musikstudium in Innsbruck und Salzburg. Stipendium des Institut Français für Studien in Paris. Gründung des Kammerchors Walther von der Vogelweide.
1951–67 Leiter der Abteilung Ernste Musik bei Radio Tirol.
Ab 1968 Auftragskomponist und Journalist für Radio und Fernsehen.
Musik zu Filmen von Axel Corti, Xaver Schwarzenberger, Fritz Lehner,
Wolfram Paulus u. a.
Seit Ende der 70er Jahre Radiofeatures über Kleinbauern, Jugendprostitution,
Hirtenleben, Einsamkeit, Wilderei.
Dokumentarfilme über Dienstboten, Deserteure während des Nationalsozialismus in Südtirol, Flüchtlinge in Tirol, das Imster Schemenlaufen, Roma und Sinti, die Zillertaler Geiger.
»Filme
und Radiofeatures bedürfen einer Form, die weder Langeweile aufkommen
lässt, noch schnell und oberflächlich über das Dargestellte
hinweggeht. Speziell das Feature kennt keine eindeutig vorgegebene Form:
Jeder Stoff sucht sich seine Gestalt im übertragenen
Sinne selbst, jede Sendung wird neu geschaffen. Es gibt keine allgemeingültigen
Schablonen.
Features sind Sendungen, die sich neben journalistischer
Sorgfalt und solider Recherche besonders durch dramaturgische Gestaltung
auszeichnen. Sie leben einerseits vom Inhalt der Geschichten, die ich
aufgenommen habe, andererseits aber eben auch von der Form wie die Geschichten
erzählt werden. Dabei war mir das Wissen um Spannung und Rhythmus
aus meiner musikalischen Arbeit sehr hilfreich.
Wenn man Menschen in einem Medium – ob Radio oder Fernsehen – nicht bloß als Objekte der Berichterstattung vorführen will, muss man besonders die Form wie sie etwas sagen, die Pausen, die Sprechhaltung und ihre Abschweifungen, ihre Dissonanzen berücksichtigen. Es war mein Bestreben, alles Wesentliche von den Befragten selbst darstellen zu lassen.« Bert Breit
1960–70 und 1989–2004
Kompositionen für den Konzertsaal:
U. a.
Hydra (Neun Stücke für Klavier)
Fragmente (Sechs Stücke für Violine
Solo)
Impulse (Konzert für Violine und Streicher)
Rosa Winter gewidmet, die wie die meisten Zigeunerschwestern
und -brüder von Staat und Gesellschaft um ein menschenwürdiges
Dasein betrogen wurde
Tensions I (Streichquartett)
Tensions II (für Kammerorchester)
Concerto funebre (für Bratsche und Streicher)
den Innsbrucker Opfern der Kristallnacht 1938
Schibboleth (Trio für Violine, Violoncello
und Klavier)
Für Wolfgang Tschernutter, obdachlos, der von
Jugendlichen erschlagen wurde
Drei Stücke für gemischten Chor (nach Gedichten von Norbert C. Kaser) …
»Musik
hat in den seltensten Fällen etwas Konkretes zu sagen. Für mich
ist es wichtig, auf bestimmte Menschen, die mir mehr bedeuten als sogenannte
Persönlichkeiten, mit meinen Mitteln hinzuweisen: auf einen erschlagenen
Unterstandslosen, auf die Zigeunerin Rosa Winter, die sieben Jahre im
KZ Ravensbrück war. Also auf Leute, die mir mehr bedeuten als zum
Beispiel ein Bundeskanzler. Die Widmungen haben inhaltliche Bedeutung.
Für mich sind sie wichtig, weil ich nicht selten das Gefühl
hatte, als musikalisch Schaffender ohnmächtig zuschauen zu müssen.« Bert Breit
Bert Breit ist am 17. September 2004 gestorben.